Neujahrsempfang in der Burg Alzenau 15. Februar 2011 Mit Musik geht alles besser. Mit Musik geht alles besser. Die Grünen im Landkreis Aschaffenburg wussten das offenbar schon, denn sie ließen ihren Neujahrsempfang am gestrigen Sonntag auf der Alzenauer Burg von einem Instrumentalensemble begleiten. Warum Musik gerade im Kindesalter so wichtig ist und was sie bewirken kann, erfuhren die rund 80 Besucher von dem in Alzenau bestens bekannten Musikpädagogen Gerhard Jenemann. Kein Mensch funktioniert ohne Musik. Der renommierte Musikpädagoge Gerhard Jenemann, Begründer und Motor der »Fränkischen Musiktage«, brachte den Besuchern des Grünen-Neujahrsempfangs – unter anderem waren Bundestagsabgeordnete Christine Scheel und Landtagsabgeordneter Thomas Mütze zu Gast auf der Alzenauer Burg – wissenschaftliche Erkenntnisse zur musischen Erziehung nahe. Der renommierte Chor- und Orchesterleiter gestaltete seine Festansprache als Referat über die Bedeutung musischer Erziehung – nicht zur, sondern vor allem durch Musik. Schon Plato hat es gewusst, Schiller hat es in seinen Briefen niedergelegt, moderne Philosophen werden nicht müde, es zu bekräftigen: Ohne musikalische Sinnesbildung funktioniert der menschliche Geist nur lückenhaft. Regt Gesang bereits das Ungeborene an, kann ständige Lautsprecherbeschallung es um die eigene Stimmidentität bringen. In der Vielfalt ihrer Funktionen ist Musik laut Jenemann, selbst Initiator und Motor des an zwei Alzenauer Grundschulen laufenden Projekts der »musizierenden Klasse«, seit Alters her auch Kommunikationsmittel, je nach Lage Lock- oder Warnsignal und sogar Machtmittel. So hätte, meint der Experte, der Dreißigjährige Krieg auch »ausgesungen« werden können. Prosaischer, wenn auch nicht notwendig weniger relevant, kommt Musik im modernen Alltag daher. Segensreich, so Jenemann, sei ihr Wirken bei richtiger Anwendung für die kindliche Entwicklung und auf menschliche Stimmungslagen, gefährlich könne sie als Aufputschmittel für Aggressionen oder als Vehikel extremer politischer Botschaften sein. Der Referent nannte neben Szene-Phänomenen wie etwa »Nazi-Rock« das zunehmende Aufkommen Gewalt verherrlichender Popmusik. Bestes Mittel dagegen sei eine fundierte musikalische Erziehung: Entsprechend vorgebildete Jugendliche konsumierten solche Irrläufer zwar auch, zeigten aber erwiesenermaßen deutlich mehr kritische Distanz. Bildungpolitische Akzente stärken Die Politik zeigte sich dem Thema insofern gewachsen, als sie sich von der Musik nicht den Rang ablaufen ließ. Kreisvorsitzender Hans-Dieter Manger begrüßte nicht nur Parteifreunde, sondern auch Vertreter anderer Stadtratsfraktionen und nicht zuletzt Bürgermeister Walter Scharwies, der auf der Einladung sogar als »Schirmherr« firmierte. Scharwies begrüßte, dass das wichtige Thema kulturelle Bildung von den Grünen aufgenommen werde. Die Wandlung der Schulen vom reinen Lernort zum Lebensraum werde auch in Alzenau spürbar und in Zukunft prägend sein. So komme musischen Angeboten wachsende Bedeutung zu. Auch grüne Mandatsträger lobten die Initiative des Kreisverbandes. Die Bundestagsabgeordnete Christine Scheel erinnerte an die laufende Hartz-IV-Diskussion, die zwar als Auseinandersetzung zwischen Bundestag und Bundesrat und vornehmlich zwischen SPD und Union wahrgenommen werde, dessen bildungspolitische Akzente indessen originär von den Grünen stammten und nun aus der Opposition heraus zu forcieren seien. Weitere »Arbeitsaufträge« der Partei für dieses Jahr sieht Scheel in der Energiepolitik, wo es den Kurs in Richtung erneuerbare Energien mit Deutschland als weltweitem Vorreiter zu halten gelte, in einer zielorientierten Frauenpolitik und beim Verbraucherschutz im ökologischen Umbau der Landwirtschaft. Die derzeit gute Ausgangslage der Grünen in der Wahrnehmung des Wählers in Erfolge bei den anstehenden Landtagswahlen umzusetzen, erfordere harte Arbeit. In München hat der Landtagsabgeordnete Thomas Mütze eine »Baustelle« ausgemacht: Im jüngst vorgelegten Strategiepapier eines von der Staatsregierung berufenen »Zukunftsrates« komme die Region Unterfranken nördlich Würzburg überhaupt nicht vor, monierte Mütze, inzwischen Fraktionschef der Grünen im Landtag. Die Landeshauptstadt werde zum Maß aller Dinge gemacht, den Randliegern empfohlen, sich nach Hessen zu orientieren. Die Parteifreunde im Landkreis rief der Grüne auf, mit anderen Parteien und den Bürgermeistern Koalitionen zu schmieden und in München gegen diese Missachtung zu protestieren. Oliver Klemt