Bericht von der Sitzung des Ausschusses für Mobilität und ÖPNV am 16.Juli 2020

Bericht von der Sitzung des Ausschusses für Mobilität und ÖPNV am 16.Juli 2020
Bericht von der Sitzung des Ausschusses für Mobilität und ÖPNV am 16.Juli 2020
Bericht von der Sitzung des Ausschusses für Mobilität und ÖPNV am 16.Juli 2020

Für uns Grüne in diesem neuen Ausschuss sind Barbara Hofmann (Karlstein) und Theo Grünewald (Schöllkrippen). Da Barbara Hofmann verhindert war, wurde sie von Tim Höfler (Alzenau) vertreten.

 

Zunächst gab Karl-Heinz Betz, der gemeinsame Nahverkehrsbeauftragte der Landkreise Aschaffenburg und Miltenberg einen Einblick in die allgemeine Situation  des ÖPNV in der Region. Gerade für die neuen Kreisrät*innen auch gute Erklärungen der Struktur, Zuständigkeiten und Begrifflichkeiten.

Wie beispielsweise der gemeinwirtschaftlicher und eigenwirtschaftlicher Verkehre. Grob gesagt ist gemeinwirtschaftlich, dass der Busunternehmer ein festes Entgelt dafür erhält, dass er den Verkehr auf einer oder mehreren bestimmten Linien nach Fahrplan fährt, die Fahrscheinerlöse gehen dafür an den Landkreis. Eigenwirtschaftlich hingegen sind Linien, die sich durch die Erlöse der Fahrscheine tragen (sollen). Vermutlich wird in Zukunft der ÖPNV vermehrt gemeinwirtschaftlich betrieben werden. Guter Nahverkehr kostet eben einfach Geld.

Im TOP 2 referierte Ioan Logigan, Busbetriebsleiter der KVG Schöllkrippen und Geschäftsführer der VAB, über die Fahrplanmaßnahmen der letzten Monate im Kahlgrunds. Durch viele Baustellen wurde einerseits eine Umstrukturierung einiger Linien erforderlich. Anderseits wurde eine auch von uns Grünen erhobene Forderung verwirklicht: Die Expresslinie 33 fährt am Tag stündlich und wird so gelegt, dass Anschlüsse aus allen oberen Kahlgrundgemeinden vorhanden sind. Erste Fahrgastzählungen zeigen einen starken Anstieg (ca. verdoppelt) der Fahrgastzahlen auf dieser Linie.
Außerdem wurden bessere Verbindungen auf der Linie 28 und 30 nach Heigenbrücken und Gelnhausen eingeführt.

Zum Online-Ticketing sind aktuelle Gespräche mit dem RMV und der DB am Laufen. Diesbezüglich drängte Theo Grünewald, wie auch andere Kollegen aus den anderen Parteien, auf mehr Tempo.
Hier gilt es zwischen Übergangstarif RMV-VAB und Binnenverkehr VAB zu unterscheiden. Für den Übergangstarif wird vermutlich eine Buchung über die RMV- App möglich werden. Für den Binnenverkehr sieht dies wegen fehlender Strukturen
im RMV eher schlecht aus. Hier könnte eine Zusammenarbeit mit der DB und der Buchung über die entsprechende DB App eine Lösung sein.
Weitergehende Optionen (ebenfalls auch eine Anfrage von uns Grünen), die eine Buchung beim Ein-/Ausstieg beinhalten und eine BEST-PREIS Option (wer mehr fährt, fährt günstiger) bieten, werden ebenfalls mit verschiedenen Anbietern
untersucht. Deswegen hatten wir in den letzten Jahren ja schon zwei Mal Veranstaltungen zum ÖPNV in Südtirol gemacht, um die guten Beispiele als Anregung auch für unseren Landkreis zu nutzen.
Auch Digitale Anzeigen kommen, zunächst am Schulzentrum Hösbach und dem SGA in Alzenau.

​Die coronabedingten Einbrüche der Fahrgastzahlen betrugen im Negativmonat 75%. Derzeit sind die Kundenzahlen wieder auf 60% der Vor-Corona-Zeiten angestiegen. Die Einnahmeverluste der KVG betragen 180.000 €. Diese sollen zu 90% durch Bund und Land ausgeglichen werden.

Das „Auf-Achse-Ticket“, das seit 2018 im Probebetrieb ist und für aktuell 5,-€ als Netzticket in den Sommerferien und den Wochenende dient, ist ein voller Erfolg. Es soll ab 2021 unbefristet eingeführt werden und auf alle bayerischen Ferien ausgedehnt werden. Dies beschlossen die Ausschussmitglieder einstimmig unter TOP 3.

TOP 4 waren Anträge der Mehrheitsfraktion:
• Einführung weiterer Expressbuslinien im VAB Bereich (nachdem die KEX33 so gut eingeschlagen hat). Hier wurden Möglichkeiten in Verbindung mit der Schülerbeförderung im Spessart (weiterer Antrag) gesehen. Z.B. zweiter Bus
Rohrbrunn-Weibersbrunn und von dort auf Autobahn bis Hösbach. Interessant war auch eine angedachte Expressbus (Ringlinie) Alzenau- Aschaffenburg-Schöllkrippen-Gelnhausen-Alzenau.
• Weitere Möglichkeiten zur Schülerbeförderung wurden diskutiert.
• Verkürzung der Fahrtzeit auf der Kahlgrundbahn.
Dieser Antrag entsprach sinngemäß auch unserer Anfrage. Hier wurde erklärt, dass es vor allem an der Vielzahl der ungesicherten Bahnübergänge liegt, die eine Beschleunigung bisher verhindern. Einerseits  benötige man hier den politischen Willen gegen Einzelinteressen Bahnübergänge (z.B. auf Äcker und Felder) zu schließen. Andererseits sind Bahnübergänge zu sichern. Hier sind Infrastrukturbetreiber (KVG), Freistaat und Gemeinden nach dem Eisenbahnkreuzungsgesetz mit je einem Drittel der Kosten (Anmerkung: ab 600.000,-€ pro Kreuzung, kein Druckfehler!) dabei. Die Gemeinden werden hier allerdings nach dem GVFG mit bis zu 60% unterstützt.
Für Expresszüge werden ggfs. auch Ausweichstellen nötig. In der Vergangenheit existierende Kreuzungen, wie in Schimborn, wurden jedoch ausgebaut. Hier wären Investitionen nötig. Aussichten, die Kahlgrundbahn bis nach Frankfurt durchzuführen wurden auch angesprochen. Hier hat jedoch Stephan Noll, dass dafür bei der Bahn absolut keine Kapazitäten bis weit in das übernächste Jahrzehnt seien. Evtl. seien aber Möglichkeiten der Koppelung (sog. Flügelung) mit der Odenwaldbahn ab Hanau möglich.
•  An dieser Stelle warf der Landrat ein, dass eine Beschleunigung der Kahlgrundbahn durch die Attraktivitätssteigerung sicher eine Auswirkung auf die Baulandpreise im Kahlgrund habe. Das kann aber kein Argument sein (auch nicht halb im Scherz gemeint), weil, in dieser Konsequenz müsste man Strom und Telefon im Kahlgrund abschalten, dann würden die Baulandpreise sicher fallen. Wir sollten uns stattdessen freuen, dass der Kahlgrund attraktiver wird.

Unsere Anfragen, die in TOP 5 behandelt werden sollten, wurden großteils schon
bei den Anträgen des TOP4 erläutert. Hier nur die ergänzenden Punkte:
•  Keine Verbesserungen im Bembelfahrplan 20/21 zu erwarten.
•  Eco-Trains: Die Strategie geht weg von der Kombination Diesel/Batterie hin zu Technologien mit Wasserstoff. Die Odenwaldbahn wird ab 2027/28 evtl. damit ausgestattet. Hinsichtlich der oben angesprochenen  Kombination mit der Bembel wären auch hier entsprechende Lösungen möglich.
• Durchgehende Zugverbindung: Alzenau – Aschaffenburg (ohne das mühevolle im leider immer noch nicht barrierefreien Bahnhof Kahl am Main). Hier gibt es keine schriftliche Aussage der BEG, jedoch liegt auf derHand, dass dies ohne massive Ausbauten in Kahl nicht möglich ist.

In Summe ist festzustellen, dass im Ausschuss eine konstruktive Atmosphäre herrschte. Allerdings sind wir aufgrund der letzten Jahren skeptisch. Viele notwendigen Projekte schlummern viel zu lang in den Schubladen, werden immer wieder präsentiert und gehen nur mühsam voran. Nicht nur der sehr erfahrene SPD Kollege Wolfgang Jehn, unterbrach mehrfach die Vorträge mit der ganz konkreten Frage, ob das alles nicht schneller und mit mehr Power endlich mal umsetzbar würde. Diesbezüglich muss mehr politischer Willen auch zu deutlich schnelleren Ergebnissen führen.

In der nächsten Ausschusssitzung im September soll der Schwerpunkt auf dem Radverkehr liegen. Auf Anfrage von Theo Grünewald wurde vom Landrat und der Verwaltung betont, dass der AK Radverkehr nicht im Mobilitätsausschuss aufgehen soll, da hier ja auch weitere Akteure im Spiel seien.

Im Übrigen gab es doch noch eine sehr konkrete und gute Nachricht: Landrat Legler erklärte, dass es zukünftig eine zweite Stelle für die Aufgaben des Nahverkehrsbeauftragten geben sollte. Dies entspricht einer Forderung von uns, die endlich aufgegriffen wurde. Frei nach Galilei G.: „Und wir bewegen uns doch“!