Ja zu konkretem Naturschutz – nein zum Eichenzentrum. Wie wollen wir den Naturschutz im Spessart voranbringen?

Eichenzentrum

Eichenzentrum

Wir hatten eingeladen und alle kamen. 
Direkt am Hofgut Erlenfurt, das nach Plänen der Staatsregierung ein „Eichendokumentationszentrum“ werden soll,  trafen wir uns mit Ludwig Hartmann, dem Fraktionsvorsitzenden der Grünen Landtagsfraktion und Spitzenkandidat von Bündnis 90 / Die Grünen, Ludwig Hartmann. Gemeinsam mit ihm und den Aschaffenburger KV-Kolleg*innen und dem MdL Thomas Mütze wollten wir mit den Umweltverbänden in einen Dialog über sinnvolle Naturschutzmaßnahmen im Spessart kommen.
 
Der Bund Naturschutz war gekommen, der LBV, die Freunde des Spessart und einige BürgerInnen der umliegenden Gemeinden, sowie der Altbürgermeister von Rothenbuch.
 
Die Grünen Kreisverbände der Umgebung halten das Projekt für unsinnig. Anstatt in den konkreten Naturschutz zu investieren, wie beispielsweise in das ausgeklügelte Schutzzonenkonzept der Umweltverbände, setzt die CSU landesweit lieber auf teure Einrichtungen, in denen man dann bestaunen kann, was man hätte besser vorher schützen sollen.
 

Ludwig Hartmann erinnerte daran, dass die Einrichtung der erfolgreichen bayerischen Nationalparks im Bayerischen Wald und bei Berchtesgaden bereits über vier Jahrzehnte zurückliegt. Seither haben sich die hochalpine Watzmannregion und der europäische Urwald an der bayerisch-tschechischen Grenze zu Hotspots der Artenvielfalt und zu Rückzugsgebiete für vom Aussterben bedrohte Tiere entwickelt. “Ich möchte eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt auch für unsere Kinder und Enkel erhalten, dafür brauchen wir ungestörte und von Ackergiften unbelastete Rückzugsräume,“ machte er sich für weitere Nationalparks in Bayern stark. Neben dem Spessart kommen für ihn auch der Steigerwald, oder auch das Ammergebirge in Frage.
MdL Thomas Mütze berichtete, dass der zuständige Haushaltsausschuss im Landtag am 20. September mit seiner CSU-Mehrheit und gegen die Stimmen der Opposition dem vermutlichen 26,5 Millionen teuren Projekt zugestimmt hat. Allerdings mit der Einschränkung, dass Wasser- und Abwasserleitungen nicht kilometerlang durchs Hafenlohrtal gelegt werden. 
Heidi Wright sprach für die „Freunde des Spessart“ vom langwierigen Ringen um einen 3. Nationalpark im Spessart.  Mit der jetzt als Alternative angebotenen „Akademie Wald und Gesellschaft“, die lediglich Lobbyarbeit für die bayerische Forstwirtschaft leistet, wird kein Quadratmeter Natur im Spessart erhalten. Stattdessen sollen durch dieses Projekt, das  fast 30 Mio. Euro kosten soll, möglichst viele Menschen ins idyllische Hafenlohrtal gelockt werden. Die Freunde des Spessarts und die Aktionsgemeinschaft Hafenlohrtal haben daher gemeinsam eine Unterschriftenaktion gegen das geplante Eichenzentrum im Hofgut Erlenfurt initiiert.
 
„Wir haben allein im Gasthaus Hochspessart  bereits über 600 Unterschriften gegen das Eichenzentrum gesammelt,“ freute sich Sebastian Schönauer von der Aktionsgemeinschaft Hafenlohrtal. Viele BürgerInnen, die jahrzehntelang gegen einen Trinkwasserspeicher im Hafenlohrtal gekämpft haben, sind entsetzt,  dass mitten in einem der schönsten Täler unseres Spessarts Tagungs- und Ausstellungsräume mit der Präsentation der Forstwirtschaft und forstlicher Themen rund um die Eiche entstehen sollen, anstatt in den konkreten Naturschutz zu investieren.“
Richard Kalkbrenner vom Landesbund für Vogelschutz Aschaffenburg erläuterte das Schutzkonzept für den Spessart, das die Naturschutzverbände gemeinsam entworfen haben. Neben der Vergrößerung der bestehenden und der Ausweisung weiterer Naturwaldgebiete sieht dieses auch deren Verbindung durch sogenannte Trittsteingebiete vor. Das Ziel aller drei Maßnahmen ist es, die Waldschutzgebiete ohne Holznutzung, in denen sich die Walddynamik ungestört entwickeln kann, zu vergrößern ohne eine Waldnutzung komplett auszuschließen. 
So blieb uns am Ende des Tages im sonnig-herbstlichen Spessart die gemeinsame Erkenntnis: Ein weiterer Nationalpark in Bayern ist überfällig. Unsere Naturschönheiten haben einen dritten oder gar vierten Nationalpark verdient im Spessart, im Steigerwald, in der Rhön oder anderswo.