Das „Eichenzentrum“ und die Biodiversität im Spessart

Position des Kreisverbandes Aschaffenburg-Land von Bündnis 90/Die Grünen und der Grünen Kreistagsfraktion zum Eichenzentrum und zur Biodiversität im Spessart

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen begrüßt ein Info- und Seminarzentrum im Spessart, das geplante „Eichenzentrum Hochspessart“  im Hafenlohrtal sehen wir aber aus folgenden Gründen sehr kritisch:

•    das Eichenzentrum bringt für den Umweltschutz und die Biodiversität im Spessart keinen Nutzen, sondern ist nach unseren Informationen nur als „Walderlebniszentrum“ geplant.
•    Bei der Ausarbeitung und Zielsetzung dieses Projektes sind bisher keine lokalen Akteure, wie die umliegenden Gemeinden oder Natur- und Umweltschutzgruppen eingebunden. Dies halten wir aber für unbedingt erforderlich, gerade auch aufgrund der Erfahrungen bei den Auseinandersetzungen um einen möglichen Nationalpark Spessart.
•    Die Kosten in Höhe von vermutlich 26,5 Millionen Euro stehen in keiner Relation zu dem Nutzen für die Region und vor allem für unsere Umwelt.

Wir sehen in dem geplanten Projekt vor allem ein Alibiprojekt im Hinblick auf die bevorstehenden Landtagswahlen. Dies im Umweltausschuss des Aschaffenburger Kreistags vorgestellte und vom bayerischen Ministerrat am 31. Juli 2018 beschlossene Projekt hat mit Natur- und Umweltschutz wenig zu tun. Wir erinnern in diesem Zusammenhang an die Aussagen von verschiedenen Politiker*Innen, dass im Spessart weitere substanzielle Maßnahmen zur Förderung des Natur- und Artenschutzes geprüft werden.

Daher unterstützen wir weiterhin das im Winter 2017 vorgelegte Konzept der Naturschutz-verbände:

  • Bestehende Naturschutzgebiete zu vergrößern:
    Wir fordern eine Ausweitung der bestehenden Naturschutzgebiete Rohrberg und Eichhall auf mindestens 1.500 Hektar (siehe hierzu auch Vorschlag von MdL Thorsten Schwab).
  • Weitere kleinere Naturwaldgebiete auszuweisen:
    Neben der oben ausgeführten Vergrößerung der Schutzgebiete sollen weitere kleinere Naturwaldgebiete (100 Hektar) über den Spessart verteilt, aus der Waldbewirtschaftung herausgenommen werden.
  • Ein Trittstein-Konzept einzuführen:
    Die sogenannten Trittsteine als Kleinstflächen unter 100 Hektar ermöglichen einen Austausch zwischen den größeren und kleineren Schutzgebieten.

Das Ziel aller drei Maßnahmen ist es, die Waldschutzgebiete ohne Holznutzung, in denen sich die Walddynamik ungestört entwickeln kann, zu vergrößern ohne eine Waldnutzung komplett auszuschließen. Dabei berücksichtigen wir die Erkenntnis aus verschiedenen bestehenden Naturschutzgebieten, dass anspruchsvolle Naturwaldarten aussterben, wenn Naturwaldkomplexe zu klein gefasst sind (unter 50 Hektar).

Außerdem wollen wir die bestehenden Potenziale im gesamten Spessart nutzen. Lediglich an ein paar Stellen mit entsprechendem Geldeinsatz den Tourismus zu fördern (Eichendokumentationszentrum) ist gegenüber der vielen Anliegergemeinden im Spessart ungerecht und bringt für den Naturschutz und die Biodiversität im Spessart keinen Nutzen.

Wir setzen uns für echte Verbesserungen im Waldnaturschutz im Spessart ein, die sinnvoll auch von touristischen und umweltpädagogischen Maßnahmen begleitet werden sollten. Um diesen Prozess voranzubringen, schlagen wir vor, in einer Arbeitsgruppe bestehend aus Vertreter*Innen aller politscher Parteien, den betroffenen Gemeinden, der Jägerschaft, dem Bauernverband und der Naturschutzverbände mögliche Maßnahmen zu diskutieren und zu konkretisieren.

Uns geht es darum, gemeinsam in der Region und mit allen Beteiligten ein inhaltliches Konzept für den Spessart zu entwickeln. Wie dies aussehen wird, was dort im Einzelnen passiert, steht nicht am Anfang der Diskussion fest, sondern sollte nach unserer Meinung das Ergebnis eines transparenten Diskussionsprozesses sein.

Mit freundlichen Grüßen

Barbara Hofmann
Volker Goll
Bündnis 90/Die Grünen, Kreisverband Aschaffenburg-Land

Stephan Roth-Oberlies,
Bündnis 90/Die Grünen, Kreistagsfraktion