Unser Gesundheitssystem auf dem Prüfstand 5. Juli 20235. Juli 2023 Unser Gesundheitssystem geht uns alle an – als Patienten, als Angehörige oder als Berufstätige in diesem Bereich. Aus diesem Grund hatte sich der Aschaffenburger Bundestagsabgeordnete Niklas Wagener mit dem Arzt und Bundestagskollegen Johannes Wagner einen gesundheitspolitischen Experten eingeladen. Der 31jährige Nürnberger ist ordentliches Mitglied im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages und war bis vor seiner Wahl in den Bundestag als Arzt in Klinikum Coburg tätig. Gemeinsam besuchten sie mit Moni Hartl (Gewerkschafterin; Grüne Kreisrätin; Grüne Landtagskandidatin Aschaffenburg-Ost), Anja Baier (Fachkrankenschwester für Intensivmedizin; Grüne Stadt- und Kreisrätin; Grüne Landtagskandidatin Main-Spessart) und Stefan Wagener (Grüner Stadtrat in Aschaffenburg; Aufsichtsratsmitglied des Klinikums Aschaffenburg-Alzenau) das Klinikum Aschaffenburg-Alzenau. Empfangen wurde die Delegation von Klinikgeschäftsführer Sebastian Lehotzki, Pflegedirektor Johannes Hofmann und dem Ärztlichen Direktor PD. Dr. Sebastian Rogenhofer. Besonders beeindruckt war die Besuchergruppe von Da Vinci. Da Vinci ist in der Historie eine hochinteressante und vielfältige Persönlichkeit, im Klinikum ist er allerdings ein Roboter. Der ca. 2 Millionen Euro teure Roboter, wird ferngesteuert durch einen Chirurgen bedient. Dieser sitzt während der OP rückenschonend an einem ergonomischen Arbeitsplatz, wodurch sein Durchhaltevermögen gesteigert und die Qualität der OP erheblich erhöht wird. Auf einer Pilot-Station, die Teil des Projekts „Meine Station“ ist, kam die Besuchergruppe auch mit Mitarbeiterinnen ins Gespräch. Hier organisiert sich eine Station selbst, vom Dienstplan bis zu den Aufgaben innerhalb des Teams wird alles hierarchiefrei untereinander besprochen. Der Erfolg gibtdem Modell Recht, die Station hat keine Personalnot! Die Betriebsbesichtigung inklusiver vieler interessanter Fakten beeindruckte die Delegation von Bündnis 90/Die Grünen sehr. Auch die Zahlen sprechen für sich, die hochspezialisierten Ärzte und Pflegemitarbeiterinnen leisten hier eine tolle Arbeit: 100.000 Patienten werden jährlich hier versorgt, 45.000 davon stationär. Ihre frisch gewonnenen Eindrücke und die aktuelle Forderungen an die Politik besprachen die Bundestagsabgeordneten und Kreisrätinnen zusammen mit Sebastian Lehotzki am Abend im Goldbacher Mehrgenerationenhaus. Diese Veranstaltung war für die Diskussionsteilnehmerinnen, wie die interessierten Gäste, eine erkenntnisreiche Veranstaltung, denn nicht erst seit Corona sind die gesundheitliche Versorgung und die Situation in der Pflege gesellschaftliches Dauerthema. „Der demografische Wandel wird die ohnehin schon angespannte Lage weiter verschärfen“, so der Coburger MdB, Johannes Wagener. Er sah dies als eine der größten Herausforderungen für das Gesundheitssystem. Die Intensivkrankenschwester Anja Baier stimmt ihm bei diesen Befürchtungen zu, es werde immer mehr Menschen mit Pflegebedarf geben, die von immer weniger Pflegekräften betreut würden. Hoher wirtschaftlicher Druck und der Mangel an Arbeits- wie Fachkräften macht den Kliniken zu schaffen und äußert sich auch in einer steigenden Zahl sogenannter Arbeitnehmerüberlassungen, die den Kostendruck auf die Kliniken zusätzlich erhöhen. Auch das Klinikum Aschaffenburg/Alzenau hat diesen Arbeits- und Fachkräftemangel und ist gezwungen diesen Zustand mit Leiharbeiterinnen zu kompensieren. Beide Bundestagsabgeordnete waren sich einig, dieser Zustand muss sich ändern. Ob ein Verbot der Leiharbeit in diesem Sektor allerdings rechtlich durchsetzbar ist, muss geprüft werden. Um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken versucht die Geschäftsleitung des Klinikums Anreize für Mitarbeiter zu bieten z. B. durch einen E- Dienstwagen. Außerdem begibt man sich auf Anwerbetour rund um die Welt. Moni Hartl freute sich als Gewerkschaftlerin darüber, dass bei der Integration ausländischer Arbeitskräfte zwei Integrationshelferinnen die gewonnen Pflegekräfte, z.B. aus Mexiko, unterstützen und begleiten. „Dieses unterstützende System wirkt offenbar, so konnten bislang alle neuen Pflegekräfte gehalten werden!“, so Hartl. Niklas Wagener fasste am Ende die sehr detailreiche Diskussion mit den Worten zusammen: „Es ist einfach immer von Vorteil, wenn Praktikerinnen und Politikerinnen miteinander ins Gespräch kommen.“ Dies erlebe er auch stets in Anhörungen von Expertinnen und Experten von geplanten Gesetzesänderungen. Sein oberfränkischer Kollege Wagner ergänzte: „Die geplante Krankenhausreform der Bundesregierung ist nötig. Kommt sie nicht, werden einige Krankenhäuser aus wirtschaftlichem Druck aufgeben. Die Grünen möchten dafür sorgen, dass Menschen überall in Bayern bestens versorgt werden, und nicht der Markt entscheidet, welcher Standort in Zukunft bestehen bleibt.“