Bericht aus dem Jugendhilfeausschuss

Bericht aus dem Jugendhilfeausschuss
16.9.2021, Kultur- und Sporthalle Haibach
Bericht aus dem Jugendhilfeausschuss

Diesen Donnerstag tagte zum zweiten Mal in diesem Jahr der Jugendhilfeausschuss des Landkreises Aschaffenburg. In diesem Gremium sitzen die gewählten Vertreter*innen der Parteien des Kreistages sowie die im Landkreis tätigen Jugend- und Sozialverbände, wie z.B. Vertreter*innen der Caritas, der Diakonie, des KJR, der Kirchen… insgesamt 15 Personen. Darüber hinaus gibt es hier noch 10 beratende Mitglieder zumeist aus dem Jugendamt.
Für die Grüne Kreistagsfraktion sind Monika Hartl und Volker Goll in diesem Gremium.

1. Vortrag: Fachvortrag zur Familientherapie
Bereich der Jugendhilfe
Herr Held, Therapeut im Bereich Familientherapie, gab einen Überblick über seine Arbeit, über Leistungen und Aufgaben der Familientherapie.

Ausgangspunkt ist jeweils das Kindeswohl. Dem geht stets eine „Problemanzeige“ beim ASD (Allgemeiner Sozialer Dienst) über ein Kind, welches große Probleme hat voraus – egal ob von institutioneller Seite oder familiär. Dabei erfuhren wir, dass so eine Therapie nach dem systemischen Ansatz eben die gesamte Familie und deren Bezugsgruppen, sowie das gesamte Netzwerk (Kindergarten, Schule etc.) in den Blick nimmt.
Ziel der Familientherapie ist immer der Verbleib des Kindes in der Familie, was jedoch nicht immer erreicht werden kann. Voraussetzung ist hierbei, dass sich die familiären Beziehungen verbessern, sowie die erzieherischen Kompetenz bei den Eltern oder Pflegeeltern gestärkt werden kann.
„Man kann auch zu viel helfen“, so die Ausführungen von Herrn Held, der selbst als Familientherapeut tätig ist, und er meinte damit, dass man ja den „Betroffenen nicht alles abnehmen“ dürfe, sondern sie zur Selbstständigkeit befähigen muss.
Je nach Bedarf dauern Familientherapien 6-24 Monate. Das bedeutet in der Regel je einen Termin im Turnus von eins bis vier Wochen.

Eine Stelle ist aktuell für ca. 11 Familien da. Sollten mehr Fälle gleichzeitig dazu kommen, so wird seitens des Jugendamtes (Bereich Hilfen zur Erziehung) mit freien Träger zusammen gearbeitet.

Wir Grüne fragten nach: Was sind die begrenzenden Faktoren Ihrer Arbeit, was fehlt Ihnen? Herr Held (bekräftigt von Herr Dürig, Leiter des Jugendamtes): Eigentlich nichts, er habe eine gute Unterstützung, eine gute Zusammenarbeit im Jugendamt, genug Pflegefamilien, auch der Support in Sachen Digitalisierung sei prima etc.


2. Vortrag: Familienstützpunkte, wohnortnahe Angebote für Familien
Frau Steffi Haun, Fachbereichsleiterin
Mömbris, Heinrichsthal, Goldbach und Großostheim
Die 4 Familienstützpunkte sind ein recht neues Angebot im Landkreis: alle haben erst in Corona-Zeiten angefangen, gedacht sind sie als neutraler Ansprechpartner, der als Schnittstelle regionale Themen und Probleme ins Rathaus, LRA usw. transportiert.

Die Familienstützpunkte werden jeweils von einer Pädagogische Fachkraft geleitet (halbe Stelle). Sie dienen als Begegnungsstätten, Beratung und Stärkung von Familien in Erziehungsfragen, Vernetzung aller Institutionen, die vor Ort mit Familien zu tun haben, Alltagsfragen sowie Konflikten. Sie bilden ein niederschwelliges Beratungsangebot, Kontakt zu anderen Familien durch offene Treffs, Handy-Computerkurse für Senioren, Deutschkurse, Ferienspiele usw….
Die jeweilige Gemeinde stellt dabei die Räumlichkeiten zur Verfügung, Personal wird von der Gemeinde angestellt und diese wird vom LRA gefördert.

Wir Grüne fragten nach: Kann und sollen die Familienstützpunkte auf weitere Gemeinden ausgeweitet werden?
Kann und soll ja, aber das zur Verfügung stehende Geld (pro Geburten im Landkreis 30,00 Euro im Jahr) wird nicht erhöht. Mehr Familienstützpunkte hieße dadurch: größerer Teiler => weniger Geld pro Stützpunkt. (Aktuell wird das Geld durch 3 geteilt, Heinrichsthal finanziert sich selbst)


3. Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) – Stellen im LK
An vielen Schulen im Landkreis gibt es bereits Jugendsozialarbeit an Schulen: beide Förderschulen, an 9 Mittelschulen sowie an 16 Grundschulen ist jeweils eine JaS Stelle etabliert.
Bislang waren aus „förderlogistischen“ Gründen noch keine Realschule vertreten. Seit April 2021 gibt es jedoch eine neue Förderrichtlinie des Bay. Sozialministeriums, diese erleichtert nun die Einrichtung auch an Realschulen.
Alle vier Realschulen im LK sollen nun eine JaS Stelle erhalten.

Laut Verwaltung erfüllen alle vier Realschulen im LK die Voraussetzungen für die neuen Förderrichtlinien. Die steigende Anzahl von Kindern und Jugendlichen mit unterschiedlichsten Problemen, Symptomen, schwierigen Elternhäusern, aber auch Gewalt, Mobbing, Integrationsprobleme usw… rechtfertigt eine Stelle für die Jugendsozialarbeit auch an den Realschulen.
Wegen hoher Schüler*innenzahlen (gute 500 bis über 900) an den Realschulen hält die Verwaltung je eine 0,9-Stelle für nötig.
Die Förderpauschale des Freistaates Bayern beträgt hierfür 14.724 Euro im Jahr, Sonderprogramme vom Bund aufgrund der Pandemie Situation, geben die Möglichkeit bis Sommer 2023 die Stellen kostendeckend zu finanzieren.


4. Verlängerung der Beteiligung an der Förderung zur Hebammenversorgung

Eine Hebamme zu finden ist im Landkreis nicht immer einfach. Die enormen Kosten für die nötigen Versicherungen schrecken viele Hebammen ab. Um dennoch eine Begleitung für eine Hausgeburt oder das Wochenbett zu finden, benötigt man oft eine Vermittlungsstelle. Diese Stelle wird seit 2019 am Klinikum finanziert und würde nun zum Jahresende auslaufen.
Der Jugendhilfeausschuss beschließt eine Verlängerung des Projektes (solange die 90%ige Förderung durch das Land Bayern besteht).


5. Verschiedenes
Das Landratsamt lobt ein Preisausschreiben für das beste digitale Angebot in der Kinder- und Jugendhilfe in der Corona-Zeit aus. (4.000 Euro Preisgeld)


Anliegen von Gerhard Engel:
Für Gerhard Engel, der für die Diakonie im JHA ist, ist die Sitzungsfrequenz mit 2 x im Jahr zu niedrig. Er empfiehlt den Empfehlungen des bay. Landesjugendamt zu folgen, die einen Sitzungsfrequenz von vier Mal im Jahr vorschlagen. Dies könnte dann auch dazu führen, dass man in diesem Gremium mehr interessante Fachvorträge zu hören bekäme.
Landrat Legler sperrt sich nicht gegen diesen Vorschlag und erläutert, dass dieses Jahr der JHA drei mal tage würde, im nächste Jahr liefe es auf vier Tagungen hinaus.
Des weiteren regt Herr Engel eine Fachtagung über die Folgen für die Kinder- und Jugendlichen in der Corona-Pandemie an. Dies ist eine wichtige eine Aufgabenstellung der JHA.
Legler verweist auf die diversen Austausche und Informationen (auch wir von den Grünen haben uns mit dem Kreisjugendring diesbezüglich getroffen und ausgetauscht), ist jedoch bereit eine Tagungsidee zu prüfen.

Auch wenn es darüber keiner Abstimmung bedarf: Der KJR, der Vertreter der Freien Wähler und wir Grüne unterstützen diese Tagungsidee, sowie eine Tagungsfrequenz von vier Mal im Jahr.

Nächster Jugendhilfeausschuss: 15. November 2021

Bericht von Monika Hartl und Volker Goll